Projekt Hueyapan, Mexiko
laufendes Projekt seit 2017
Das Projekt ist von uns aus lokalpolitischen Gründen gestoppt worden. Sobald sich die Situation vor Ort wieder bessert, erwägen wir eine Wiederaufnahme.
Hueyapan, Mexiko - Seit über tausend Jahren haben sich weit oben an der Südwestflanke des Vulkans Popocatepetl in Hueyapan Nahuas angesiedelt. Das äusserst zähe indigene Volk trotzt hier nicht nur Wind und Wetter, sondern auch dem mächtigen Vulkan, den sie ehrfurchtsvoll "Don Goyo" nennen. Don Goyo ist der Geist des Vulkans, der sie beschützt, der ihnen mineralhaltiges Wasser und nährstoffreiche Asche bringt.
Die Nahuas von Hueyapan pflanzen auf kleinen Äckern Mais, der zu fein duftenden Tortillas verarbeitet wird. Auffallend sind die vielen Obstbäume: Birnen, Pflaumen, Pfirsiche, Baumnüsse und Avocados. Beliebt sind ihre biologischen Kräuter, die sie auf den Märkten in ganz Morelos anbieten. Die Frauen weben Wolle zu Ponchos und Sarapes, die in den kalten Nächten und in den Wintermonaten die Menschen hier oben vor Kälte schützen.
2017 ist für die Gemeinschaft der Nahuas ein bedeutendes Jahr - ein Meilenstein in der Geschichte. Vier Gemeinden im Staate Morelos, darunter Hueyapan, erhalten erstmals in Mexiko eine Gemeindeautonomie. Die Gemeinde kann so unter anderem selbst bestimmen, in welchen Sprachen unterrichtet werden soll. Bisher galt das Diktat der Zentralregierung, welches besagte, dass Spanisch unterrichtet werden muss, was im ganzen Land, vor allem aber in den indigenen Gebieten, immer wieder zu heftigen Auseinandersetzungen und Unruhen geführt hatte.
Die über 6000 Einwohner von Hueyapan können nun selbst entscheiden, ob wieder in Nahuatl unterrichtet werden soll.
Der 19. September 2017: Ein heftiges Erdbeben erschüttert Mexiko. Das Epizentrum liegt nur wenige Kilometer von Hueyapan entfernt. Die meisten Adobehäuser der Gemeinde fallen in sich zusammen oder stürzen in die tiefen Schluchten. Wie durch ein Wunder sind keine Todesopfer zu beklagen. Nur die Schäden sind unermesslich. Über 300 Familien haben ihr Haus verloren.
Keine Opfer! Ein Wunder? Die Menschen von Hueyapan haben eine Antwort: Don Goyo hat uns wie immer beschützt. Am Vortag spielt sich in der friedlichen Welt der Nahuas ein Drama ab: seit über hundert Jahren der erste Mord in der Gemeinschaft. Ein junger Mann tötet von Eifersucht getrieben seinen Nebenbuhler. Laut Gesetz muss ein Toter innerhalb von 24 Stunden beerdigt sein. Das ganze Dorf strömt am 19. September in die Kirche, um an der Trauerfeier teilzunehmen. 13:14 Uhr stürzt die mächtige Kuppel ein. Wenige Sekunden zuvor, als die Kirche aus dem 16. Jahrhundert vom Beben erschüttert wird, retten sich 300 Kirchgänger ins Freie. Alle entkommen dem Inferno unverletzt. Die Kuppel stürzt über den Toten, der im Sarg darunter aufgebahrt liegt. Es braucht drei Tage, um den Leichnam aus den Schuttmassen zu bergen. Ein neuer Märtyrer ist geboren.
Die 45 Sekunden, die das Beben gedauert hatte, haben den südlich von Mexiko City gelegenen Staat Morelos verändert. Die Menschen sind geschockt. Während die Politiker schon wenige Stunden nach dem Beben mit leeren Versprechungen am Fernsehen glänzen, sind es vor allem die Universitäten, die sich mit über 40'000 Studenten organisieren und eine logistische Meisterleistung vollbringen. Studenten richten in ganz Morelos Hunderte von Zentren ein. Hier können Hilfsgüter abgeliefert werden, die danach von Studenten in Privatfahrzeugen in alle Siedlungen, somit auch nach Hueyapan geliefert werden.
Nach den ersten Hilfeleistungen werden überall Hilfsprojekte für den Wiederaufbau gestartet. Es ist Ende September, und oben in Hueyapan, wo noch viele Menschen im Freien übernachten, beginnen die Nächte schon empfindlich kalt zu werden. Deshalb hat der Aufbau von Häusern, Wohnungen und Zimmern erste Priorität. Sobald alle Menschen in diesem Bergdorf wieder ein Dach über dem Kopf haben, werden weitere Projekte ausgeführt.
niños jugando hat für Hueyapan gespendet. Gleichzeitig hat die Schweizer Schule in Cuernavaca Spiele und Bücher geschenkt. Weitere private Geldspenden haben die Idee aufkommen lassen, für die Kinder von Hueyapan einen multifunktionalen Gemeinschaftsraum zu schaffen: Spielraum, Bastelraum, Bibliothek. Am 21. Dezember 2017 wird die Planung des Raumes mit Gemeindevertretern besprochen.
niños jugando hilft mit seinem Beitrag, den Kindern von Hueyapan einen wertvollen Ort der Begegnung zu schaffen. Die Familien leben weit verstreut auf einer Fläche von über neunzig Quadratkilometern - wie sie es nennen - in den Falten des Don Goyo.