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Huanchaco, Peru
Januar 2008
Projekte

Über die Feiertage besuchten wir ein kleines Heim, schön gelegen am Strand von Huanchaco, einem ehemaligen Fischerdorf wenige Kilometer ausserhalb von Trujillo, der drittgrössten Stadt von Peru. Wie schon in Kolumbien fanden wir die Angaben zu diesem Hilfsprojekt im Internet. “Mundo de niños” (Welt der Kinder), so der Name dieses Heimes, ist ein Deutsch-Spanisches Gemeinschaftsprojekt, welches sich zur Aufgabe gemacht hat, Kinder aus Trujillo von der Strasse zu holen, um sie in einem anderen, ruhigeren Umfeld aufwachsen zu lassen. In den Räumlichkeiten können bis zu 20 Kinder im Alter von 7 – 18 Jahren untergebracht und betreut werden. Es handelt sich dabei jedoch nur um die Betreuung von Knaben, da die Inneneinrichtung für die Betreuung beider Geschlechter nicht ausgelegt ist. Neben einer Schulausbildung erhalten die älteren Jugendlichen auch die Möglichkeit, durch Weitervermittlungen verschiedene Berufe zu erlernen.

Als wir das erste Mal vor Weihnachten dem Ort spontan einen Besuch abstatteten, wurden wir gleich zur Weihnachtsfeier eingeladen. Im Hinterhof präsentierten vereinzelte Kinder mit den Betreuern ein kleines Weihnachtstheater, begleitet von einstudierten Weihnachtsliedern. Als Krönung des Anlasses gab es für alle Anwesenden Panettone und heisse Schokolade, was hier zulande eine Tradition darstellt. Die Gäste setzten sich hauptsächlich aus Elternteilen und unserer Wenigkeit zusammen. Neben der sympathischen Einfachheit dieser Feier überraschte uns aber vor allem die Tatsache, dass der grösste Teil der anwesenden, oftmals jungen Eltern, erneut wieder Kleinkinder auf den Armen trugen, bedenkt man, dass die Kinder des Heimes meistens wegen familiären Misständen das Leben auf der Strasse vorzogen. Da die Betreuer wegen den Feierlichkeiten alle Hände voll zu tun hatten, bedankten wir uns herzlich für die Einladung und vereinbarten, zu einem späteren Zeitpunkt wieder vorbeizukommen.

 

Schon beim ersten Mal fiel uns auf, was sich beim zweiten Besuch deutlich bestätigte: Die Leitung musste mit minimalen finanziellen Mitteln auskommen. Dies zeigte sich zum Beispiel darin, dass im ganzen einstöckigen Gebäude, abgesehen von der Küche, nur sehr wenig Mobilien vorhanden waren. Die Schlafräume waren - teils auch wegen der Feuchtigkeit - in einem eher erbärmlichen Zustand. Gestelle und Ablageflächen für Kleider und sonstige Utensilien der Kinder waren grösstenteils nicht mehr funktionsfähig.

 

Was den Aufenthaltsraum und den Essraum betrifft, so beschränkte sich die Inneneinrichtung auf vereinzelte Tische mit Stühlen und auf einige kleine, aber massive Holzbänke. Wie uns beim Rundgang erklärt wurde, bestand die Hauptproblematik bei der Betreung neben der Abhängigkeit vieler Kinder hinsichtlich des Leimschnüffelns vor allem darin, dass die meisten Knaben schwierige Verhaltensmuster aufweisen, was sich z. B. auf die Sorgfalt von Heimgegenständen auswirkte.

Wir erkannten schnell, dass es in diesem spezifischen Fall wohl wenig Sinn macht – schon wegen dem fortgeschrittenen Alter der Kinder – ebenfalls Ausflüge zu veranstallten oder sich auf Gegenstände für spielerische Aktivitäten, wie dies in Kolumbien der Fall war, zu beschränken. Da auch vereinzelte Tür- und Schrankschlösser nicht mehr funktionierten, bestellten wir einen in Huanchaco ansässigen Schreiner (“Carpintero”), mit dem wir über jegliche Reparations- und Restaurierungsmöglichkeiten im Heim sprachen. Nach kurzen Verhandlungen einigten wir uns mit der Heimleitung und dem Carpintero Ananias Rodas darauf, dass neben sämtlichen Schlössern auch vereinzelte Schubladen in den Quartieren der Kindern erneuert werden. Da wir auch daran interessiert waren, den Gemeinschaftsraum mit vereinzelten Tischen oder Bänken für gemeinsame Aktivitäten auszustatten, die Leitung uns jedoch wegen der kurzen Lebensdauer der Gegenstände dankend davon abriet, liesen wir diese Idee schlussendlich sein. Da es aber sowieso an allen Ecken und Enden fehlte, besorgten wir zusammen mit einer Sozialarbeiterin neben Hygieneartikeln auch Schreibmaterial wie Blöcke, didaktisches Lehrmaterial und vereinzelte Schultaschen für diejenigen, welche schon zur Schule gehen konnten.

 

Als krönender Abschluss schenkten wir dem Heim noch einen neuen PC-Monitor, da wegen einem defekten Bildschirm bislang nur zwei der drei alten PCs für Ausbildungszwecke verwendet werden konnten (darüber war die Freude natürlich besonders gross ;-).

Der Besuch in einem Heim wie diesem hat uns beiden sehr die Augen geöffnet. Es ist erstaunlich, unter welchen Umständen und mit welchen Mitteln manchmal versucht wird, Kindern eine bessere Zukunft zu geben. Doch einmal mehr waren wir froh, dank Eurer Hilfe auch hier die vorgefundene Situation - zumindest zu einem Teil - verbessern zu können.

Da ich meine Heimreise schon Mitte Januar mit schwerem Herzen antreten werde, möchte ich in diesem Libreta, welches Sandro und ich noch gemeinsam verfassen, die Möglichkeit nutzen, Euch nochmals persönlich für die Mithilfe und die spannenden Rückmeldungen zu danken. Für mich war es immer eine Herausforderung wie auch eine Genugtuung, so vielen Personen per E-mail über unsere Aktivitäten und Erlebnisse auf dem Laufenden halten und an unserer Reise teilhaben zu lassen. Doch keine Angst: Da wir es unmöglich geschafft haben, das ganze Geld in diesem halben Jahr auszugeben, wird Sandro nun weiter für “niños jugando” durch Südamerika ziehen, um den Kindern für einen Moment ein Lachen zu schenken. Ihr erhaltet die Libretas auch weiterhin, geschrieben aus der Feder von Sandro ;-) Nos vemos en Suiza...

 

Daniel und Sandro

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